Für die Beratungspraxis
Woche des Sehens: Tipps zur Hilfsmittelversorgung
Zur Unterstützung bei eingeschränktem Sehvermögen oder Blindheit gibt es eine Vielzahl von Hilfsmitteln – von der klassischen Lupe bis zur IT-Lösung. Im Rahmen der diesjährigen "Woche des Sehens" vom 8. - 15. Oktober wurden von Expert*innen hilfreiche Tipps auf dem Weg zum passenden Hilfsmittel zusammengestellt.
Krankenkassentest: Beitragssätze und Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen für Studierende in der Übersicht
Gerade Studierende mit Beeinträchtigungen und chronischen Krankheiten, die nicht mehr familienversichert sein können, sollten sich bei der Wahl der Krankenversicherung im Vorfeld über Beitragshöhe, Leistungsportfolio, studentische Bonusprogramme und Serviceangebote der studentischen Krankenversicherungen gut informieren. Die Testergebnisse von "krankenkasseninfo" können Studierende bei ihrer Entscheidung für die passende Krankenversicherung im Studium unterstützen. Bewertungskriterien werden offengelegt.
VdK: "Keine Angst vor Widerspruch – Was man tun kann, wenn die Krankenkasse einen Antrag ablehnt"
Eine ganze Reihe von Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen gibt es nur auf Antrag, z.B. wenn Hilfsmittel wie etwa Hörgeräte und Rollstühle, eine Reha, aber auch Zahnersatz, Fahrtkosten oder eine Psychotherapie benötigt werden. Wenn die Kasse die Kosten nicht übernehmen will, was nicht selten vorkommt, können sich Patient*innen dagegen wehren. Wichtige Hinweise zum Widerspruchsverfahren hat der Sozialverband VdK zusammengestellt. Mitglieder des VdK können übrigens von der Rechtsberatung des VdK profitieren. Auch Studierende können Mitglied werden.
pro familia: "Zur Versorgung von Menschen mit Behinderungen und/oder psychischen Erkrankungen im Kontext von Schwangerschaft"
"Wie ist die Situation für Schwangere mit Behinderungen und/oder psychischen Erkrankungen? Welche Bedarfe haben sie rund um die Geburt und welche Verbesserungen sind notwendig, um ihre angemessene Versorgung sicherzustellen?" Diesen Fragen widmete sich am 27.3.2024 ein Webinar mit Vorträgen und Diskussionen, das im Rahmen des Projekts „Selbstbestimmung und Vielfalt in der Geburtshilfe“ des pro familia Bundesverbands veranstaltet wurde. Die ausführliche Dokumentation ist online verfügbar.
Aus Hochschulen und Studierendenwerken
Uni Hannover + Uni Hildesheim: Projekt "Inklusiv Studieren in Niedersachsen" (NESIS) gestartet – Einladung zum Kick-Off am 4.12.2024
In dem vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) geförderten Projekt soll eine Netzwerk- und Servicestelle für Inklusion in Studium und Lehre (NESIS) in Niedersachsen aufgebaut werden. NESIS soll die Hochschulen im Zuständigkeitsbereich des Landes bei Fragen rund um Inklusion in Studium und Lehre aktiv unterstützen. Ziel ist es, zu den Themen Barrierefreiheit, Chancengleichheit im Studium und Inklusion zu beraten und Akteur*innen zu vernetzen. Die Angebote von NESIS richten sich insbesondere an Beauftragte für die Belange von Studierenden mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen und Mitarbeitende, die mit der Implementierung von Inklusionsprozessen in Studium und Lehre oder der digitalen Barrierefreiheit in der Lehre betraut sind. Ziel ist die qualitative Verbesserung von Studium und Lehre für Studierende mit studienerschwerenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen an den niedersächsischen Hochschulen. Durchgeführt wird das Projekt von der Leibniz Universität Hannover und der Universität Hildesheim. Im Kick-Off am 4. Dezember soll das Projekt vorgestellt und Fragen zu Inhalten und Zusammenwirken der Akteur*innen diskutiert werden (> Näheres unter "Termine").
EvH Bochum: Staffelstabübergabe beim Bochumer Zentrum für Disability Studies
Prof. Theresia Degener, Mitbegründerin und Leiterin des 2015 eröffneten Bochumer Zentrums für Disability Studies an der Evangelischen Hochschule Bochum, wurde Ende Oktober in den Ruhestand verabschiedet. Unter ihrer Führung konnte sich BODYS zu einer wichtigen Forschungs- und Lehrinstitution im Bereich der Behindertenrechte entwickeln. Frau Prof. Degener ist Mitbegründerin der deutschsprachigen Disability Studies und war maßgeblich an der Entstehung der UN-Behindertenrechtskonvention beteiligt. In ihrer Abschiedsvorlesung setzte sie sich noch einmal – getreu dem Leitmotiv "Nichts ohne uns über uns" – für die Weiterentwicklung einer menschenrechtsbasierten Forschung ein. Prof. Dr. Kathrin Römisch und Prof. Dr. Stefan Schache haben die kommissarische Leitung von BODYS übernommen.
Aus Verbänden, Interessengemeinschaften und der Selbsthilfe
FLOW: Selbsthilfe für junge Stotternde
Am 22. Oktober war Welttag des Stotterns. Studien belegen: Mobbing führt bei stotternden Jugendlichen zu geringerer Lebenszufriedenheit. Angehörige berichten von Belastungen und Konflikten in der Familie. Ein Studium, das mit Gruppenarbeiten, Referaten und Präsentationen verbunden ist, kann als emotional besonders herausfordernd erlebt werden. Unterstützung durch Peers kann für Entlastung und Motivation sorgen. Aus diesem Anlass hier noch einmal der Hinweis auf die Angebote der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe (BVSS) für junge Menschen: FLOW. In vielen Orten treffen sich bereits FLOW-Gruppen, aber auch virtuell können sich Interessierte informieren und Kontakt aufnehmen.
- Infos von FLOW
- Quarks: "Stottern: wie sehr es belastet und was hilft" (Beitrag vom 9. Juli 2024)
Vor 30 Jahren: Die Behindertenselbsthilfe erkämpft Grundgesetzergänzung „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“
Mit einem Festakt in Berlin würdigte Bundesminister Hubertus Heil (BMAS) am 4. November 2024 die Aktivisten und Aktivistinnen sowie die Verbände der Menschen mit Behinderungen, die sich insbesondere in den Jahren 1990 – 1994 für die Ergänzung des Benachteiligungsverbots für Menschen mit Behinderungen des Artikels 3 des Grundgesetzes eingesetzt haben. Seit dem 15.11.1994 ist der Satz 'Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden." Teil des Grundgesetzes. Auch der Anspruch auf beeinträchtigungsbezogene individuelle Nachteilsausgleiche in Studium und in Prüfungssituationen wurde dadurch zusätzlich rechtlich abgesichert.
Aus Bund und Ländern
Baden-Württemberg: Landesaktionsplan 2.0 zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention mit Maßnahmen für den Hochschulbereich veröffentlicht
Der Aktionsplan 2.0, auf den sich die Landesregierung nach einem umfassenden Beteiligungs- und Prüfverfahren verständigt hat, konzentriert sich auf Maßnahmen zu sechs Schwerpunktthemen, darunter auch das Thema "Bildung und Kultur". Zur Umsetzung der UN-BRK im Hochschulkontext ist u.a. vorgesehen, dass
- eine zentrale Ansprechstelle für das Querschnittthema Inklusion für Hochschulen und andere Stakeholder aus dem Hochschulkontext geschaffen wird, die die Hochschulen beratend begleiten, das Netzwerk der Beauftragten unterstützen und Kontakte zur IBS pflegen soll (S. 68).
- Mitglieder des Wissenschaftsministeriums wie auch die Hochschulleitungen (Rektor*innen, Prorektor*innen für Lehre und Kanzler*innen) nachhaltig für das Thema "Inklusive Hochschule" sensibilisiert werden (S. 69).
- Bildungsfachkräfte in die Lehrerbildung einbezogen werden (S. 70).
- ein regelmäßiger Austausch der Hochschulen mit dem/der Landesbehindertenbeauftragten und dem Ministerium eingerichtet wird (S. 71).
- geprüft wird, auf welche Weise inklusive Projekte im Kultur- und Hochschulbereich öffentlichkeitswirksam dargestellt werden können (S. 72).
- Strukturen und Standards zur Umsetzung digitaler Barrierefreiheit entwickelt werden (S. 73).
- Landesaktionsplan 2024 Baden-Württemberg
Behindertenbeauftragte aus Bund und Ländern verabschieden "Leipziger Erklärung"
Im Rahmen der Jahreskonferenz der Ministerpräsident*innen hat sich die "Konferenz der Beauftragten der Länder und des Bundes für die Belange von Menschen mit Behinderungen" mit den Regierungschef*innen ausgetauscht und ihre Forderungen im Rahmen der "Leipziger Erklärung" zusammengefasst. Für eine erfolgreiche Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention – insbesondere in den Bereichen Arbeit und Fachkräfte, Gesundheit, Wohnen und Bildung – seien verstärkte Anstrengungen, neue Impulse und förderliche Instrumente notwendig.
BMAS: Inklusionstage 2025 "DIGITALISIERUNG barrierefrei • selbstbestimmt • zeitgemäß" – Themenvorschläge bis zum 18. November 2024 erbeten
Die nächsten vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) ausgerichteten "Inklusionstage" finden am 12. und 13. Mai 2025 im Cafe Moskau in Berlin als hybride Veranstaltung statt. Das Thema lautet: "DIGITALISIERUNG barrierefrei • selbstbestimmt • zeitgemäß". Damit wird auch ein zentrales hochschulrelevantes Thema aufgegriffen. Für die inhaltliche Planung des Programms werden Themen-Interessierte und Expert*innen um Ideen und Feedback gebeten: "Was sind wichtige Fragestellungen bei den Themen Digitalisierung und Inklusion/Teilhabe? Wer sind wichtige Akteur*innen, die einen signifikanten Beitrag leisten können? Was muss sonst noch bei diesem Thema beachtet werden?" Themenvorschläge können bis zum 18. November 2024 eingereicht werden.
BMBF: Förderung von Projekten zum Thema „Transfer in der inklusiven Bildung“ im Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung – Einreichungsfrist Projektskizzen bis 8. Januar 2025
Zu den Förderzielen der Projektlinie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF): "Das übergeordnete bildungspolitische Ziel des BMBF ist es, bestmögliche Bildungs- und Teilhabechancen für alle Menschen zu schaffen – unabhängig von ihren Lern- und Leistungsvoraussetzungen sowie etwaigen Behinderungen und Beeinträchtigungen. Die Fördermaßnahme trägt hierzu bei, indem sie das Ziel verfolgt, über alle Bildungsetappen – von der frühen über die schulische und berufliche Bildung bis hin zur Hochschule und Weiterbildung – hinweg empirisch abgesichertes, zielgruppenspezifisches Handlungs- und Veränderungswissen zur Gestaltung von nachhaltig wirksamen Transferansätzen in der inklusiven Bildung zu generieren. Diese Erkenntnisse zu gelingenden Transferprozessen sollen in Form von praxistauglichen Konzepten bereitgestellt werden. Das zentrale Ziel dieser empirisch gestützten Konzepte ist es, empirisch fundierte Gestaltungsformen und Wirkmechanismen gelingender Transferansätze in der inklusiven Bildung nachzuvollziehen und in breiten Praxiskontexten implementieren zu können. Somit soll die Verbreitung wirksamer Maßnahmen des Transfers im Kontext inklusiver Bildung gefördert werden. Darüber hinaus soll die Sichtbarkeit von empirisch gesicherten Transferansätzen inklusiver Forschung für Politik und Gesellschaft erhöht werden." Projektskizzen können bis zum 8. Januar 2025 eingereicht werden.
- Richtlinie zur Förderung von Projekten zum Thema „Transfer in der inklusiven Bildung“ im Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung, (Bundesanzeiger vom 16.10.2024)
Internationales
Österreich: Sozialerhebung 2023 veröffentlicht
Die Forscher*innen vom Institut für Höhere Studien (IHS) Wien haben im Oktober den Kernbericht der österreichischen Studierendensozialerhebung veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse sind als "Kernergebnisse auf einen Blick" kompakt und übersichtlich aufbereitet. Der Zusatzbericht zum Thema "Gesundheitszustand, Behinderungen und Beeinträchtigungen von Studierenden" ist zwar noch nicht veröffentlicht, erste Ergebnisse dazu sind aber dem Kernbericht und den Übersichten der Kernergebnisse zu entnehmen (S. 12). Diese Ergebnisse korrespondieren mit jenen der Studierendenbefragung aus Deutschland, die das DZHW 2023 veröffentlicht hat. (Die Abfragekategorien sind ähnlich gestaltet.) Hier einige zentrale Ergebnisse aus Österreich:
- Deutliche Zunahme des Anteils der Studierenden mit studienerschwerender Beeinträchtigung: 21% (2019: 12,3%; in Deutschland 2021: 16%)
- Deutlicher Anstieg bei den psychischen Erkrankungen/Beeinträchtigungen: 9% geben eine psychische Erkrankung an (2019: 5%; in Deutschland 2021: 10,4%).
- Neu als eigene Kategorie: studienerschwerende Allergien und Atemwegserkrankungen; 1,2% aller Studierenden (= 6% der beeinträchtigten Studierenden) geben diese Erkrankungen an.
- Wellbeing: Erstmals wurde eine Skala zur Messung des Wohlbefindens der Studierenden eingesetzt. Sie basiert auf dem WHO-5-Fragebogen, der zur Beurteilung des allgemeinen Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit verwendet wird und zudem zum Screening einer Depression herangezogen werden kann. Für 15% der Studierenden kann daraus ein sehr gutes, für 42% ein zufriedenstellendes Wohlbefinden abgeleitet werden, bei 20% ist das Wohlbefinden reduziert und bei weiteren 24% deutlich eingeschränkt – darunter auch jene 14%, bei welchen anhand der verwendeten Skala eine Depression als wahrscheinlich angenommen werden kann. (vgl. Kernbericht, S. 119)
Sehr erfreulich und leider nicht gängige Praxis: der Fragebogen ist für alle Interessierten zugänglich. Ergebnisse können damit besser nachvollzogen werden. Fragestellungen können reflektiert und weiterentwickelt sowie bei der Gestaltung hochschuleigener Erhebungen berücksichtigt werden.
- Österreichische Sozialerhebung - Kernbericht + Fragebogen + Materialien
- Österreichische Sozialerhebung - Kernergebnisse auf einen Blick
- Österreichische Sozialerhebung - Kommentar Bundesministerium Bildung, Wissenschaft und Forschung
Aus Wissenschaft und Forschung
Uni zu Köln + faw: Projekt "Vorbildlich in Führung gehen! Mit Role Models Inklusion in Arbeit stärken"
Die Universität zu Köln und die Fortbildungsakademie der Wirtschaft (faw) wollen in diesem Verbundprojekt gemeinsam konkrete Vorschläge dafür entwickeln, wie Unternehmen das Potenzial von Führungskräften mit Behinderungen nutzen können, um betriebliche Inklusion voranzubringen – zum Nutzen der Beschäftigten und zum Nutzen der Unternehmen. In einer ersten Projektphase wurde der Frage nachgegangen, wie Führungskräfte mit Behinderung als Role Models in Unternehmen wirksam werden können. Der Prototyp einer Role Model-Toolbox und das wissenschaftliche Rahmenmodell sollen nun in fünf Unternehmen erprobt werden. Die Arbeit des Projekts wird von einem Beirat begleitet. Ein regelmäßig erscheindender Newsletter informiert über die Arbeitsergebnisse und stellt "Role-Models" vor.
- Projektinformationen
- Projektmaterialien
- Newsletter-Anmeldung
- Einblicke und Erkenntnisse auf dem LinkedIn-Kanal
TUM und Stiftung Pfennigparade: Robotik und KI für Menschen mit Behinderungen
"Ich hoffe, dass ich irgendwann wieder Körperteile steuern kann, die ich aktuell gar nicht oder nur sehr schwer bewegen kann”, sagt Dennis Bruder von der Stiftung Pfennigparade. Robotik- und KI-Forschende der Technischen Universität München (TUM) werden künftig mit in ihrer Beweglichkeit eingeschränkten Personen der Stiftung zusammenarbeiten. Ziel des Projekts ist es, technische Ideen zu entwickeln, die Selbstbestimmung und Teilhabe von bewegungsbeeinträchtigten Menschen im Alltag unterstützen.
UKE Hamburg: Studie zu Masking/Camouflaging bei jungen Menschen mit Autismus – Teilnehmer*innen mit ASS-Diagnose bis 21 Jahre für Befragung gesucht (Frist: 28.2.2025)
Die Arbeitsgruppe "Soziale Kommunikation und psychische Gesundheit" in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf sucht Teilnehmer*innen mit diagnostizierter ASS für eine Studie. Fragebogengestützt soll untersucht werden, inwieweit junge Autist*innen (13 - 21 Jahre) Strategien verwenden, um bewusst oder unbewusst zu versuchen, ihre autistischen Merkmale zu verbergen oder abzuschwächen (Masking/ Camouflaging). Die Ergebnisse dieser Studie sollen dazu beitragen, die Autismus-Diagnostik zu verbessern. Die Teilnahme dauert ca. 20-30 Minuten. Erhebungszeitraum: bis 28.02.2025.
Publikationen
RP Reha 3/2024: "Hochschule und inklusive Berufszugänge"
- Interview mit Michaela Kusal: "Leistungen der Eingliederungshilfe zur Teilhabe an Bildung: ein Bericht aus der Praxis" – Thema: Auswirkungen von Zuständigkeitskonflikten von Reha-Trägern
- Beitrag Doreen Hein: "Barrieren im universitären Alltag einer Hörgeschädigten – Ein Erfahrungsbericht"
Die Ausgabe 3/2024 der Zeitschrift "Recht und Praxis der Rehabilitation" widmet sich dem Schwerpunktthema "Hochschulen und inklusive Berufszugänge". "Egal ob wissenschaftliche Aufsätze, Expert*inneninterviews oder individuelle Erfahrungsberichte – alle Beiträge des Heftes zielen darauf, zum Teil erhebliche Reserven in der Erfüllung des Versprechens und der Verpflichtung gegenüber Menschen mit Behinderung auf gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe in allen Lebensbereichen aufzuzeigen." – so Prof. Katja Nebe im Editorial zum Heft. Zwei Beispiele zeigen konkret auf, wie exkludierende Strukturen und mangelnde Unterstützungen Bildungsverläufe junger Menschen mit Beeinträchtigungen erschweren. Michaela Kusal, Leiterin des Beratungszentrums zur Inklusion Behinderter im AKAFÖ (Akademisches Förderungswerk Bochum), berichtet über Zuständigkeitskonflikte bei der Beantragung von Eingliederungshilfeleistungen für Studierende im Zuständigkeitsbereich des Landschaftsverbands Westfalen/Lippe und die sich daraus ergebenden Unsicherheiten und Erschwernisse für Studierende, deren Familien und Beratende. Doreen Hein teilt ihre Erfahrungen als hochgradig schwerhörige Studentin und Nutzerin von Gebärdensprache an der RuhrUni Bochum und beschreibt den herausfordernden Hochschulalltag, der auf ihre beeinträchtigungsbezogenen Belange nur sehr unzureichend Rücksicht nimmt, und die energieraubenden Konflikte mit den für die Eingliederungshilfen zuständigen Reha-Trägern.
Wir bedanken uns bei den Herausgebern für die Erlaubnis, die beiden Beiträge im Rahmen des Newsletters für Interessierte kostenfrei zugänglich zu machen.
- RP Reha 3/2024: Interview Michaela Kusal über schwerwiegende Auswirkungen von Zuständigkeitskonflikten zwischen Rehaträgern für Studierende
- RP Reha 3/2024: Beitrag Doreen Hein über Barrieren im universitären Alltag einer Hörgeschädigten
- Informationen zu RP Reha 3/2024: Hochschule und inklusive Berufszugänge (Preis: 34,00 EURO)
REHADAT-Wissen: "Atemlos durch den Tag – Berufliche Teilhabe von Menschen mit Asthma"
Die neue Ausgabe der Reihe „REHADAT-Wissen“ bündelt Informationen zum Thema Asthma im Arbeitsleben. Die Online-Publikation klärt über die chronische Erkrankung Asthma bronchiale auf und beleuchtet die damit verbundenen Auswirkungen auf die Arbeitssituation sowie Möglichkeiten der Arbeitsgestaltung. Auch für Arbeitssituationen im Hochschulkontext von Interesse.
Cornell University (Maarten Buyl, Alexander Rogiers u.a.): "Large Language Models Reflect the Ideology of their Creators"
Große Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) kommen in Assistenten mit künstlicher Intelligenz (KI) wie ChatGPT zum Einsatz und beeinflussen den Zugriff auf Informationen. Das Wissenschaftler*innen-Team um Maarten Buyl hat nun in ihren Untersuchungen bemerkenswerte Unterschiede in der ideologischen Haltung aufgedeckt, die in verschiedenen LLMs und in den verwendeten Sprachen zum Ausdruck kommen. In der Versuchsanordnung werden die KI-Systeme dazu veranlasst, eine große Anzahl prominenter Persönlichkeiten aus der jüngeren Weltgeschichte sowohl auf Englisch als auch auf Chinesisch zu beschreiben. Durch die Identifizierung und Analyse moralischer Einschätzungen, die sich in den generierten Beschreibungen widerspiegeln, wurden konsistente normative Unterschiede zwischen der Art und Weise, wie derselbe LLM auf Chinesisch und im Englischen reagiert, gefunden – z.B. im Zusammenhang mit Inklusion, sozialer Ungleichheit und politischen Skandalen. Die Ergebnisse belegen aus Forschendensicht, dass die ideologische Haltung eines LLM oft die Weltanschauung seiner Schöpfer widerspiegelt. Das Ergebnis – so die Wissenschaftler*innen – werfe erhebliche Bedenken hinsichtlich technologischer und regulatorischer Bemühungen mit dem erklärten Ziel auf, LLMs ideologisch „unvoreingenommen“ zu machen.
Aus den Medien
Augsburger Allgemeine: "Wenn Studieren krank macht"
Der Artikel thematisiert die hohe Zahl von Studienabbrüchen und sucht nach Gründen. Fast ein Drittel der Studienanfänger*innen, die dieses Jahr ihr Studium aufnähmen, würde das Studium nicht erfolgreich beenden. Dr. Ulrich Heublein, Projektleiter in der Abteilung „Bildungsverläufe und Beschäftigung“ am DZHW, berichtet, dass Studienabbrüche immer häufiger mit – insbesondere auch psychischen – Erkrankungen begründet würden. Das betreffe ca. 10% der Studienabbrüche. Der Anteil der Studienabbrüche aus krankheitsbezogenen Gründen habe sich in den vergangenen 15 Jahren etwa vervierfacht.
modulyss: Inklusive Gestaltung für Neurodiversität: Harmonische Räume für eine abwechslungsreiche Zukunft schaffen
Die Firma modulyss, die hochwertige Teppichfliesen für die Ausstattung von Büros und Bildungseinrichtungen herstellt, zieht bei der Produktentwicklung die Anforderungen von neurodivergenten Nutzer*innen ein. In Zusammenarbeit mit ihnen konnten die Designverantwortlichen die Auswirkungen sensorischer Unter- oder Überstimulation besser verstehen und die Ergebnisse in die Entwicklung bedürfnisorientierter Produkte einfließen lassen.
Termine
Stiftung barrierefrei kommunizieren!: Online-Austauschrunde mit dem SHUFFLE-Projekt rund um digitale Barrierefreiheit (nicht nur) in der Lehre
Eingeladen ist das Team Forschungsprojekt SHUFFLE, das zwei digitale Plattformen vorstellt: die Plattform "BlindDate", auf der anonymisierte Studierende Einblick in den Studienalltag mit Behinderungen ermöglichen, und die Plattform "Melvin" zur Erstellung barrierefreier Videos. Nach Vorstellung und Livedemo ist Zeit für Erfahrungs- und Meinungsaustausch.
Termin: 28. November (10.00 - 12.00 Uhr)
Ort: Online via ZOOM
Anmeldung: über Evenoo
Kosten: keine
Zielgruppe: Interessierte
Veranstalter: Stiftung barrierefrei kommunizieren!
Uni Hannover + Uni Hildesheim: Vorstellung "Inklusiv Studieren in Niedersachsen" – Online-Kick-Off
Im Kick-Off wird das Verbundprojekt NESIS – „Inklusiv Studieren in Niedersachsen“ – vorgestellt und weitere Schritte diskutiert. Eine Verdolmetschung in Deutsche Gebärdensprache sowie Schriftverdolmetschung werden bereitgestellt.
Termin: 4. Dezember (14.00 - 16.00 Uhr)
Ort: Online via ZOOM
Anmeldung: bis zum 1.12.2024 über [email protected]
Zielgruppe: Niedersächsische Beauftragte für die Belange von Studierenden mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen und Mitarbeitende, die mit der Implementierung von Inklusionsprozessen in Studium und Lehre oder der digitalen Barrierefreiheit in der Lehre betraut sind
Veranstalter: Projektboard NESIS - Dr. I. Sievers/S. Peters/ Prof. C. Maaß/ Dr. M. Ruhlandt
Erasmus+ Fortbildungsreihe: Online-Session "Studium, Lebens- und Arbeitswelt von Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen"
Ein zentrales Anliegen des Erasmus+ Programms und der NA DAAD ist es, Erasmus+ Auslandsaufenthalte inklusiver und chancengerechter zu gestalten und somit auch zu mehr Chancengerechtigkeit und Wertschätzung von Diversität in unserer Gesellschaft beizutragen. In mehreren Trainings-Einheiten haben Erasmus+ Koordinator*innen und Mitarbeitende der NA DAAD Gelegenheit, ihr Wissen über Inklusion und Diversität zu erweitern. Thema der Session am 10. Dezember: Bildungs-, Lebens- und Arbeitswelten von Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten. Es referieren Andrea von Kopp (Studierendenwerk Berlin) und Inga Bültbrune (Berliner Hochschule für Technik).
Termin: 10. Dezember 2024 (9.30 - 12.00 Uhr)
Ort: Online-Veranstaltung
Anmeldung: bis 31. Oktober 2024 über Registrierungslink
Zielgruppe: Erasmus+ Koordinator*innen, NA DAAD-Mitarbeitende; punktuell Hochschulmitarbeitende aus themenrelevanten Bereichen
Veranstalter: DAAD/ Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit/ Erasmus+ National Agency „Higher Education“
RUB: Vortrag "Barrierefreie E-Learning Angebote und E-Prüfungen – mehr als eine rein technische Herausforderung"
Der Umfang an digitalen Angeboten in der Hochschullehre ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Dabei spielen E-Assessments eine wichtige Rolle. Im Vortrag zur chancengleichen Gestaltung von E-Assessments, der Teil der Themenreihe "Digital prüfen" des Zentrums für Wissenschaftsdidaktik der RuhrUni Bochum ist, stellt Dr. Susanne Peschke von der Uni Hamburg wichtige Ansatzpunkte vor.
Termin: 13. Dezember 2024 (9.00 - 10.00 Uhr)
Ort: Online-veranstaltung, via ZOOM
Anmeldung: keine
Zielgruppe: in die Gestaltung von E-Assessments einbezogene Fachleute, alle Interessierten (überregional)
Veranstalter: Kontaktstelle barrierefreie Prüfungen der RUB
RUB/ Studentisches Initiativprojekt Campus Neurodivers: Vortragsreihe "Gerechte Lehre für neurodivergente Menschen" im Wintersemester 2024/25
Das Projektteam hat acht Referent*innen gewonnen, die das Thema Studium und Neurodivergenz aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Dabei geht es u.a. um Kommunikation, Diskriminierungserfahrungen und Bewältigungsstrategien. Das Projektteam wendet sich mit seinem Angebot sowohl an neurodivergente Studierende als auch an neurotypische Interessierte. "Es hat sich ja schon gezeigt, dass das Bewusstmachen von Dingen dabei hilft, in Zukunft besser und offener damit umzugehen“, so Citou Müller vom Projektteam.
Termine: ca. alle zwei Wochen vom 22. Oktober – 11. Februar 2025 (immer 16.00 Uhr)
Ort: fast alle in Präsenz an der RUB; in ZOOM am 11. Februar 2025: Estin Ohm, Autovocacy: Wissenschaftlicher Diskurs zu verschiedenen Neurodivergenzen
Anmeldung: nicht notwendig; ZOOM-Link auf der Veranstaltungsseite (für alle zugänglich)
Zielgruppe: insbesondere Studierende – neurodivergent und neurotypisch
Veranstalter: Studentisches Initiativprojekt Campus Neurodivers der RuhrUni Bochum (RUB)