Wissenschaftliche Karriere und lebenslanges Lernen: Chancen und Hürden für Menschen mit Beeinträchtigungen

Einerseits: Promotionsvorhaben scheitern, weil die Finanzierung der beeinträchtigungsbedingt Hilfen für Ausbildungsabschnitte jenseits von Bachelor und konsekutivem Master nicht gesichert ist. Andererseits: Von 2013 bis 2015 werden jährlich 15 neue Doktorandenstellen speziell für Menschen mit Behinderungen eingerichtet.

Promotion

Wichtige Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Hochschul- und Forschungslaufbahn ist in den meisten Fachgebieten die Promotion. Für Akademiker/innen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten stellt der Erwerb des weiterführenden Abschlusses aber häufig eine unüberwindbare Hürde dar.

  • Häufig keine Finanzierung von technischen und personellen Hilfen
    In vielen Fällen fehlt die Möglichkeit, den behinderungsbedingten Zusatzbedarf für diesen Ausbildungsabschnitt zu finanzieren. Die Eingliederungshilfe, über die Studierende ihren Studienmehrbedarf decken können, ist nicht mehr zuständig. Stipendien sehen kein Budget dafür vor. Nur wer im Rahmen einer beruflichen Anstellung promoviert, erhält über die Agentur für Arbeit die notwendigen Unterstützungen für technische Hilfen und Arbeitsassistenzen. Neue Impulse will das Projekt PROMI-Pomotion inklusive setzen.

  • Zeitdruck
    Besonders bei einer Promotion im Rahmen eines Graduiertenkollegs können sich Schwierigkeiten ergeben, weil es bei der Durchführung der wissenschaftlichen Arbeit wenig individuelle Gestaltungsspielräume  gibt, auf die viele Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten angewiesen sind. 
    Teamarbeit und ein stark strukturierter Ablaufplan sind kennzeichnend für diese Form der akademischen Qualifizierung. Probleme können sich auch daraus ergeben, dass Stipendiengeber eine Verlängerung der Förderungsdauer ablehnen.

  • PROMI- Promotion inklusive: Informationsplattform und Plattform zur Vernetzung
    PROMI ist eine Informationsplattform und ein Netzwerk für Fragen und Austausch zum Promovieren mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Die Website entstand im Rahmen des Praxis- und Forschungsprojekts PROMI – Promotion inklusive, das von 2013 bis 2022 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und am Lehrstuhl für Arbeit und berufliche Rehabilitation der Universität zu Köln umgesetzt wurde. Auch über die Projektlaufzeit hinaus setzt sich das Projekt mit den entstandenen Netzwerken auf Basis der gesammelten Erfahrungen und Erkenntnissen dafür ein, dass nachhaltige Strukturen und Unterstützungsmöglichkeiten für Promovierende und Wissenschaftler/innen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen geschaffen werden. Die Informationsplattform promi.uni-koeln.de stellt Forschungsergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt in Form von Handlungshilfen, Good Practice-Beispielen und Ressourcen zur Verfügung. Darüber hinaus bietet sie die Möglichkeit, sich mit anderen Promovierenden und mit relevanten inner- und außerhochschulischen Akteur/innen zum Thema zu vernetzen.
    Informationsplattform promi.uni-koeln.de

Lebenslanges Lernen

Traditionelle Bildungsverläufe lösen sich auf. Wer heute dauerhaft erfogreich sein will, braucht die Bereitschaft zu lebenslanger Weiterqualifikation. In Zukunft werden sich Studien- mit Berufs- und Weiterbildungsphasen abwechseln. Gar nicht so einfach für Menschen mit Beeinträchtigungen.

Was für die Promotion gilt, betrifft auch alle Bereiche der akademischen Weiterqualifizierung jenseits von Bachelor und konsekutivem Master, also beispielsweise für weiterbildende Master- oder Zweit-Studiengänge: Sofern eine Weiterqualifizierung nicht zwingend für die weitere Berufsausübung gebraucht wird, werden Kosten für technische und personelle Hilfen zu Ausbildungszwecken von Sozialleistungsträgern nicht übernommen.

Fazit: Eine Weiterqualifizierung oder berufliche Neuorientierung erschwert sich für diese Menschen oder wird ganz unmöglich.

Vieles ist möglich − Tandem-Partner in der Wissenschaft

Im Rahmen des Projekts "TAndem in der Wissenschaft" wurde ein Arbeitsmodell erprobt, mit dem die Beschäftigungsmöglichkeiten für schwerbehinderte Menschen im Bereich der Wissenschaft und Forschung verbessert werden können. Die Aus- und Weiterbildungsbereitschaft von Unternehmen, Behörden und Universitäten soll durch Entwicklungspartnerschaften gestärkt und erhöht werden.

Fördermöglichkeiten der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft berücksichtigt die Belange behinderter und chronisch kranker Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen.
Informationen der DFG
Kontakt

Informations- und Beratungsstelle Studium und Behinderung (IBS)

Tel.: +49 30 297727-64