22. Sozialerhebung
Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden
Die 22. Sozialerhebung, wurde aus den Daten der größten Studierendenbefragung Deutschlands erstellt. Insgesamt nahmen etwa 180.000 Studierende von mehr als 250 Hochschulen im Sommer 2021 an der Befragung "Die Studierendenbefragung" teil. Wissenschaftlich entwickelt wurde die Studie vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW, Verbundleitung) und der AG Hochschulforschung der Universität Konstanz. Das Deutsche Studentenwerk ist Praxispartner im Projektverbund.
Die Daten wurden von Mai bis September 2021 erhoben, also über einen Zeitraum, in dem die Coronavirus-Pandemie abklang – und Krieg, Inflation und Preiskrise nicht absehbar waren. Die Studierenden kamen im Zeitraum der Befragung aus drei Lockdown-Semestern.Man muss die Daten und Zahlen vor diesem Hintergrund einordnen.
Und man muss differenzieren: Auf die Frage, wie denn nun die soziale und wirtschaftliche Lage der Studierenden sei, gibt es mehr als eine Antwort.
Es gibt eben nicht die Studierenden, den Studenten, die Studentin.
Man muss differenzieren zwischen den Gruppen von Studierenden, die nun alle in diese neue Sozialerhebung integriert sind:
- die 80% Studierenden in einem klassischen Präsenz-Studium
- die 5% berufsbegleitend Studierenden
- die 10% Fernstudierenden (von denen viele ebenfalls berufsbegleitend studieren)
- und die 5% dual Studierenden.
8% der Studierende haben Kinder, 15% sind internationale Studierende, 17 % Studierenden haben einen Migrationshintergrund, 16% eine gesundheitliche Beeinträchtigung. Wer Sie den Daten der 22. Sozialerhebung arbeitet, muss diese unterschiedlichen Gruppen von Studierenden vor Augen haben.
Uns treiben als Deutsche Studierendenwerke drei Befunde um:
Erstens: die soziale Polarisierung bei der Finanzierung des Studiums.
Während ein Viertel aller Studierenden sehr gut alimentiert ist und mehr als 1.300 Euro monatlich zur Verfügung hat, verfügt mehr als ein Drittel Ihrer Kommilitonen über weniger als 800 Euro im Monat. Das sind nochmal 60 Euro weniger, als die Düsseldorfer Tabelle zum Erhebungszeitpunkt im Sommer 2021 für den Elternunterhalt für auswärts wohnende Studierende vorgab.
Finanziell gut ausgestattet sind vor allem Fern-Studierenden und berufsbegleitend Studierenden, da sie meist studienbegleitend arbeiten und sich auch altersmäßig oft schon in einer anderen Lebensphase befinden als ihre Vollzeit und in Präsenz studierenden Kommilitonen.
Wir appellieren an die Bundesregierung das BAföG als wichtigstes Mittel der finanziellen Chancengerechtigkeit im Studium weiter zu stärken. Das heißt: Erhöhen Sie die Bedarfssätze, erhöhen Sie die Eltern-Freibeträge, damit endlich wieder mehr Studierende vom BAföG profitieren können und fügen Sie einen Mechanismus ein, der eine regelmäßige und automatische Erhöhung der Sätze vorsieht, abhängig vom Inflationsniveau.
Zweitens: Die Mietausgaben der Studierenden steigen stetig stark an.
Die Miete ist der größten Ausgabenposten von Studierenden. 410 Euro gaben die Studierenden zum Erhebungszeitpunkt im Schnitt im Monat für die Miete aus. Dieser Zeitpunkt lag allerdings deutlich vor dem rasanten Ansteigen der Inflation und der Energiepreise in Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.
Der durchschnittliche Mietpreis für Studierende dürfte in den vergangenen zwei Jahren also noch weiter gestiegen sein, während beim BAföG fürs Wohnen derzeit nur 360 Euro im Monat vorgesehen sind. Das reicht inzwischen in kaum einer Hochschulstadt mehr für ein WG-Zimmer.
Wir begrüßen das Bund-Länder-Programm ‚Junges Wohnen‘ ausdrücklich, um mehr bezahlbaren Wohnraum für die junge Generation zu schaffen. Wenn die Länder ihrerseits kräftig fördern, kann dieses Programm mittelfristig den Wohnungsmarkt für Studierende etwas entspannen. Wir benötigen deshalb dringend eine Verstetigung des Programms.
Unsere drittens Erkenntnis: Die Studierenden befinden sich in einer Mental-Health-Krise.
16 % aller Studierenden haben eine oder mehrere gesundheitliche Beeinträchtigungen – das ist jede und jeder Sechste! Studierende mit psychischen Erkrankungen bilden dabei die bei weitem größte Gruppe unter den studienrelevanten Beeinträchtigten.