Die ersten Studierenden sind seit dem 1. August in den bereits preisgekrönten Neubau und in das komplett sanierte Kloster rund um eine riesige Blutbuche eingezogen. Das Jahrhunderte alte Naturdenkmal im Innenhof ist Namensgeber für das „Haus am Baum“. Ökologisch, nachhaltig und energieeffizient mit höchstem Wohnkomfort sind wesentliche Merkmale für den neuen studentischen Wohnraum in Trier. 717 Kubikmeter Holz aus dem deutschsprachigen Alpenraum wurden energetisch und nachhaltig nach KfW 40-Standard in Holz-Hybridbauweise für das „Haus am Baum“ verarbeitet: Darunter versteht man eine gemischte Bauweise mit Außenwänden in Holztafelbauweise und Decken als Holz-Betonverbund-Elemente; zum Teil mit sichtbaren Holzdecken in einzelnen Appartements.
Der Energieverbrauch beträgt tatsächlich nur 21 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr, somit wird der KfW-40 Standard sogar unterschritten. Die gemeinsame Heizzentrale für beide Gebäude besteht im Kern aus einem Gas-Blockheizkraftwerk mit Luft-Wärmepumpe. Die der Sonne zugewandten Dächer auf dem Neubau wurden großflächig mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. In den einzelnen Appartements gibt es eine kontrollierte Lüftung mit dezentralen Lüftungsgeräten in Passivhaus-Qualität. Die Fassade und das Dach am Neubau bestehen aus vollständig recycelbarem Aluminium. Vom Klimaschutzministerium Rheinland-Pfalz wurde der Neubau im Rahmen des „Klimabündnis Bauen“ mit 100.000 Euro als innovatives und nachhaltiges „Leuchtturm-Projekt“ des rheinland-pfälzischen Holzbaus gefördert.
Als Generalunternehmer hat die Firma Weiler Bau aus Bitburg die neue Wohnanlage nach den Plänen der Architekten SHW, Stein Hemmes Wirtz aus Kasel schlüsselfertig erstellt. Für die Tragwerksplanung war das Unternehmen PIRMIN Jung aus Sinzig zuständig. Aktiv ins Ziel geführt haben beide Gebäude die Projektsteuerer von Weitzel, Hardt & Partner aus Trier.
Was die Zimmer in der einstigen Klosteranlage aus dem 6. Jahrhundert mit denen im „Haus am Baum“ vereint, sind sogenannte „Zeitkapseln“. Darin enthalten sind jeweils ein Artefakt als historisches Zeugnis mit Bezug zur wechselvollen Geschichte des Martinsklosters. Eine kunstvolle Illustrierung auf der Innenseite der jeweiligen Wohnungstür informiert über wissenswerte und manchmal amüsante, oft erstaunliche Fakten oder Anekdoten jeweils im konkreten Bezug zum jeweiligen Artefakt und seiner Rolle in den rund 1.900 Jahren Ortsgeschichte. Diese fast 200 „Berichte“ haben Kunstgeschichte-Studierende unter der Leitung von Dr. Stephan Brakensiek, dem Kustos der Graphischen Sammlung der Universität Trier, zusammengetragen. Ein doppelbändiger Katalog präsentiert nun alle Artefakte und wird zukünftig als Begrüßungsgeschenk für die neuen MieterInnen Verwendung finden.
„Wir schaffen damit Einblicke in die sonst wohl verborgen gebliebene Geschichte der seit den Römerzeiten nachweisbaren Wohnbebauung am Trierer Moselufer“, erklärt Andreas Wagner das Projekt, das als weiteren Baustein einen öffentlich zugänglichen Raum bietet. „Wir haben einen zentralen Ausstellungsraum im Haupteingang der Wohnanlage und präsentieren dort in Form eines Foyer-Museums weitere erlebenswerte Artefakte sowie zusätzliche multimediale Informationen“, so Wagner. Im Foyer-Museum gibt es beispielsweise einen taktilen Zeitstrahl, ein virtuelles Skriptorium, ein Service der ehemaligen Porzellanmanufaktur sowie dramatische Zeitzeugen-Monologe auf einem Video-Flatscreen, die den Ort als einen historisch bedeutsamen erlebbar werden lassen.
Das Foyer-Museum ist tagsüber offen für alle und soll auch in das Angebot der Stadtführungen durch Trier eingebunden werden. Das Gesamtprojekt trägt den Titel „Wohn.Zeit.Raum.“ und wurde ebenfalls bereits ausgezeichnet. 30.000 Euro gab es dafür aus Landesmitteln des „Experimentellen Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt). Weitere Förderungen flossen mit 2 Millionen Euro vom Land Rheinland-Pfalz aus dem Förderprogramm der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) zur Schaffung von studentischem Wohnraum ergänzt um weitere 5 Millionen Euro zinsgünstiges Darlehen der ISB.
Zum 1. Oktober sind alle 110 Appartements im „Haus am Baum“ vermietet, davon 98 barrierefrei und zwölf komplett mit Rollstuhl nutzbar. Die Warmmiete für die möblierten Zimmer mit Einbauküche und Nasszelle beträgt 350 bis 390 Euro mit einer Größe von 21 bis 31 Quadratmetern. Die Miete im generalsanierten Martinskloster, auch hier ist die Vermietung der 75 Wohneinheiten fast abgeschlossen, liegt zwischen 250 bis 390 Euro für ein Zimmer oder Appartement in den Größen 11 bis 35 Quadratmeter.