Das Studiwerk Trier hat im Sommer letzten Jahres seinen Speiseplan in einem Mensa-Update neu erfunden und ist dadurch zugleich ein Vorreiter beim Thema „ortsnaher Klimaschutz“ in Deutschland geworden. „Wir haben die Chance genutzt auf den neuen Self-Checkout-Kassen einen optionalen Klima-Button zu implementieren, der unseren Gästen mit einem Klick die Möglichkeit bietet, den durchschnittlichen Kohlendioxidpreis, der mit der Herstellung eines Essens verbunden ist, zusätzlich zu zahlen“, freut sich Andreas Wagner, Geschäftsführer im Studiwerk Trier, über die Zusammenarbeit mit dem Forstamt Trier und den Vereinigten Hospitien Trier. „Dass wir dann mit dem Forstamt und den Vereinigten Hospitien motivierte Partner vor Ort gefunden haben, ist ein echter Glücksfall “, so Wagner weiter.
Mit der CO₂-Abgabe werden einzelne Bäume in ökologisch wertvollen Biotopbaumgruppen aus der Bewirtschaftung genommen. Die gesondert markierten Bäume werden nicht gefällt, sondern wachsen zu imposanten Altbäumen heran und nehmen bis zu ihrem Zerfall große Mengen an Kohlendioxid auf. Die Biotopbaumgruppe bietet in dieser Zeit gleichzeitig einen vielfältigen Lebensraum für zahlreiche Lebewesen. „Dieses bundesweit einmalige Projekt ermöglicht unseren Mensa-Gästen einen nachhaltigen und klimabewussten Genuss; dabei fußt das Konzept auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen einer Promotion“, erklärt Andreas Wagner den Ausgangspunkt des Projektes.-
Wissenschaftliche Erkenntnisse in den Stadtwald übertragen
Dr. Benedikt Lorse promovierte über Carbon Footprints als Indikator für Nachhaltigkeitsbewertungen. Bereits während seines Studiums an der Universität Trier war Benedikt Lorse als Gast mit den Studiwerk-Mensen verbunden. Für seine spätere Dissertation untersuchte er die Campus-Gastronomie und kam zu dem praxisrelevanten Ergebnis, dass der CO₂- Preis eines durchschnittlichen Mensa-Essens rund 5 Cent beträgt.
Die genaue Bilanzierung und Gegenrechnung von zusätzlichen Waldleistungen in Bezug auf Treibhausgase ist nicht exakt leistbar, da die „Mensa-Bäume“ bereits viele Jahre im Wachstum sind. Ein reines Aufforstungsprojekt außerhalb des Waldes war aufgrund der Flächenkonkurrenzen nicht realisierbar. Gundolf Bartmann, der Leiter des Forstamtes Trier, ergänzt: „Mit dem von Landesforsten entwickelten Konzept: Biotopbäume, Altholz und Totholz, kurz BAT, bieten wir dem Waldbesitzer und dem Studiwerk eine passende, nachvollziehbare, und dauerhaft dokumentierte ökologische Aufwertung des Waldes in direkter erlebbarer Nähe. Alle drei BAT-Elemente stärken die Biodiversität im Wald in hohem Maße und die Biotopbäume nehmen während ihres Wachstums Kohlendioxid aus der Luft auf“.
Umweltvorsorge und Biodiversität stehen im Mittelpunkt
Als weitere Projektbeteiligte konnten die Vereinigten Hospitien in Trier als Waldbesitzer gewonnen werden. „Unser Fokus liegt in dieser Kooperation auf der Umweltvorsorge und Biodiversität. Wir haben uns der Kooperation angeschlossen, weil wir von der gesellschaftlichen Gesamtleistung des Waldes überzeugt sind. Als Stiftung des öffentlichen Rechts mit einer nachhaltigen Ausrichtung sehen wir uns diesen Zielen verpflichtet“, bestätigt Tobias Reiland, kaufmännischer Direktor der Vereinigten Hospitien.
Das Studiwerk Trier erfasst die Geldeinnahmen in den Mensen an seinen Self-Checkout-Kassen und überweist diese am Ende jedes Jahres an die Vereinigten Hospitien. Für je 200 Euro wird im Gegenzug ein Biotopbaum aus der Bewirtschaftung genommen. Zum Start des Projektes sind dies zunächst drei Bäume im Stadtwald. Die einzelnen Bäume werden in sogenannten Biotopbaumgruppen eindeutig markiert und dokumentiert. Die Auswahl der Mensa- beziehungsweise Biotopbäume übernimmt die zuständige Revierleitung des Forstreviers aus fachlicher Sicht. Biotopbaumgruppen werden nur dort ausgewiesen, wo keine erhöhte Verkehrssicherungspflicht besteht oder in Zukunft erwartet wird, womit der dauerhafte Bestand der „Mensa-Bäume“ bis zu Ihrem natürlichen Lebensende gewährleistet werden soll.
Durch die wissenschaftliche Begleitung in Verbindung mit fachlich geeigneten und motivierten Projektpartnern bietet das Projekt ein Höchstmaß an Transparenz. Die Mensa-Gäste und Wanderer finden bei einem Spaziergang im Waldgebiet am Kockelsberg die Hinweistafel mit Informationen zur Lage der Bäume vor Ort.